Mittwoch, 27. Juli 2016

Heimerfahrungen III

Und heute nun der dritte Erfahrungsbericht: 

«Es ist nicht leicht im heim zu leben. Normale denken, es ist das beste für uns spinner, im heim zu leben. alleine leben können wir ja nicht, weil wir im alltag hilfe brauchen. Fürs überleben.

Ich halte die idee fuer gut, mache aber in der praxis grosse einschränkungen. Ich machte situationen mit sehr unterschiedlich fähigem und motiviertem personal mit. leider auch viele wechsel, die in kurzer zeit erfolgten. Das alles ist scheisse, weil ich nur mit konstanz und kompetenz vom umfeld gut mit meinem autismus zurechtkomme.

Es ist zwar nett, ein schönes zimmer und tolle ausflüge zu haben. aber viel wichtiger für mich wäre eine gute bildung und intensive lernförderunng. ich will es nicht einfach etwas schön haben wie ein bemitleidenswerter krüppel. Ich will lernen und respektiert gehört werden wie ein mensch.

Eltern wissen oft besser, was wir brauchen als heime. zumindest bei mir war das so. etwas komisch aber die eltern haben halt ein viel grösseres interesse an ihren kindern als heimbetreuer. Bin etwas desillusioniert, aber will auch hoffen dass es diesmal klappt. sonst kann ich mich gleich umbringen.»

Freitag, 22. Juli 2016

Heimerfahrungen II

Als weiteren hintergrund zur diskussion um die lebensqualität von menschen mit kognitiven und mehrfachen behinderungen in heimen, posten wir heute und nächste woche je einen weiteren bericht über heimerfahrungen von betroffenen. Anonym wiederum, damit sich alle trauen können. Hier der eine: 

«bin tief dagegen, dass ich in den Heimen sein soll. die machen mich kaputt. Das tut mir leid fuer die gesellschaft, die viel geld fuer die heime bezahlt. Aber es ist so. Genau niemand da hat mich je verstanden. und ich meine das wörtlich. Die konnten sich nicht mal mit mir verständigen. Finde ich armselig, wenn man das fachleute nennt und auf uns loslässt.

Ich will nicht mehr in einem heim wohnen. Ich bin erwachsen. Ich will selbständig wohnen. Aber die heime, in denen ich war, haben mit mir nicht darauf hin zu geübt. Die haben ihre arbeiten verteilt, die ich machen sollte und ein geringes mass an Freizeitangebot, von dem sie denken, dass ein geistig beschraenkter sie mag. Nicht dabei waren kopfarbeiten.

Ich möchte gar nie mehr in einem heim wohnen. Hebt das fuer menschen auf, die das wollen. Habe genug davon, ich will selbständig leben lernen. Oder mit kollegen in einer regel-WG. Genau planen müsste man das aber weil das nicht einfach so geht fuer autisten. Alles muss konstant geplant sein.

Vielleicht erwarte ich zuviel bitte von heimen. Ich bin ja selber so halbbatzig auf die welt gekommen. Sind halt nicht die Heime schuld dass ich so bin. Aber sie machten es nicht besser, aber sollten. Wofür sind sie sonst da und kriegen geld? Ja, das frage ich.»

Mittwoch, 13. Juli 2016

Antwort von Peter Schneider

Wir haben vor kurzem in einem Post eine Kolumne von Peter Schneider im Tagesanzeiger zum Thema Wohnen im Altersheim kommentiert (siehe 'nichts für normaten, das heimleben' vom Juni). Diesen Post haben wir Herrn Schneider gemailt, und er hat uns eingeladen, doch eine Frage zu stellen für seine Kolumne. Wir haben ihm folgende Frage geschickt: 


Lieber Herr Schneider
Mit Interesse haben wir ihre Ausführungen zum Thema Leben im Heim gelesen. Warum ist es wohl so, meinen Sie,  dass  die  gleiche  Gesellschaft, die für ihre alte aber  nicht behinderte Bevölkerung zum Leben möglichst keine Heime  will, für betreuungsintensive  behinderte mit kognitiven  oder mehrfachen Beeinträchtigungen  praktisch nur das Heim als Wohnform vorsieht? Wir wollen nämlich genauso vielfältig und unabhängig leben wie die Normalen. Am liebsten ohne agogisch-strukturelle Bevormundung. 

Heute hat er unsere Frage in seiner Kolumne beantwortet. Hier ist der Link:

http://www.tagesanzeiger.ch/forum/leser-fragen/wieso-bleiben-fuer-behinderte-nur-heim-und-bevormundung/story/14602768


uns gefaellt die antwort gut, weil sie die frage und somit die fragenden ernst nimmt. es gibt von  herrn schneider keine billige anbiederung und keine schwarz-weisse schnellmeinung. es gibt weder heime-bashing noch pseudo-inklusionsgefasel. ist eben nicht so einfach, eine gute lösung. weil es gar keine eine lösung gibt. 

wir nehmen den aufruf zur institutionskritik 'von innen' gern an. hoffen aber natuerlich auf die freiwillige inklusion weiterer heller koepfe. wie wäre es, herr schneider? wir nehmen auch normaten auf ins denkprojekt. 
 

Mittwoch, 6. Juli 2016

verbindungsproblem xy ungelöst (von 'der Biologe')



hallo liebe leserinnen und leser

Ich bin immer noch dabei, dem rätsel meines nicht funktionierenden körpers auf die spur zu kommen. Bisher hilft mir die literatur zur verbindung von kognition und körper nicht wirklich weiter. Passt irgendwie nicht mit dem zusammen, was ich bei mir beobachte. Oder ich habe die passenden artikel noch nicht gefunden. Oder ich muss mich mehr bilden und den artikel dazu dann selber schreiben 😉

Was ich sicher weiss, ist, dass es eine erklärung für mein verbindungsproblem gibt. Also kann sie auch gefunden werden. Ich habe ja zeit und motivation.