Mittwoch, 7. Juli 2021

Impfprivileg (vom Redaktionsschwarm)

Jetzt haben alle ab 12 in der Schweiz die Möglichkeit, sich gegen Corona zu impfen. Wir sind privilegiert gegenüber vielen anderen Ländern, vor allem geldärmeren. Wir können uns schützen vor schweren Verläufen und gleichzeitig wieder fast alles machen. Wenigstens die unter uns, die das vor Corona konnten. Freiheit geniessen.

Nun gibt es Leute, die sich nicht impfen lassen wollen. Sie haben die Freiheit, dies so zu entscheiden. Wenn sie sich nicht dauerhaft von allen anderen Leuten fernhalten, solange das Virus da ist, werden sie sich irgendwann anstecken. Und sie werden andere anstecken.

Fernbleiben schränkt ihre Freiheit ein, sagen sie. Aber andere anstecken schränkt deren Recht ein auf körperliche Unversehrtheit. Also schweizerischer Kompromiss: Ungeimpfte bleiben nur da fern, wo die Ansteckungsgefahr hoch ist: In Innenräumen ohne Abstand und bei Grossveranstaltungen.

Das ist Diskriminierung, sagen die Nicht-Impfenden. Sie haben keine Ahnung von Diskriminierung. Diskriminiert werden kann man aufgrund von etwas, das man selbst nicht ändern kann, zumindest nicht schnell, bei dem man keine Wahl hat: Hautfarbe, Aussehen generell, Beeinträchtigungen, sexuelle Orientierung, Geschlecht, Religion, Herkunft, sozialer Status, solche Dinge. Diskriminierung hat mit Ausüben von Macht und Festhalten an Privilegien zu tun.

Nichts davon trifft hier zu, im Gegenteil. Die Leute, die so reden, fordern Privilegien ein. Sie wollen ihren Beitrag zum Allgemeinwohl und der Bewältigung der Situation nicht leisten, nämlich impfen. Aber sie wollen vom Beitrag der anderen profitieren, damit auch sie wieder ausgehen können. Sie treffen eine Wahl für sich allein und wollen gratis auf die Fun-Bahn, die andere bezahlt haben. Sie verwechseln Konsequenzen einer freien Entscheidung mit Diskriminierung.

Das ist die Definition von Entitlement. Get over it, Leute!