Jetzt haben alle ab 12 in der Schweiz die Möglichkeit, sich
gegen Corona zu impfen. Wir sind privilegiert gegenüber vielen anderen Ländern,
vor allem geldärmeren. Wir können uns schützen vor schweren Verläufen und gleichzeitig
wieder fast alles machen. Wenigstens die unter uns, die das vor Corona konnten.
Freiheit geniessen.
Nun gibt es Leute, die sich nicht impfen lassen wollen. Sie
haben die Freiheit, dies so zu entscheiden. Wenn sie sich nicht dauerhaft von allen
anderen Leuten fernhalten, solange das Virus da ist, werden sie sich irgendwann
anstecken. Und sie werden andere anstecken.
Fernbleiben schränkt ihre Freiheit ein, sagen sie. Aber andere
anstecken schränkt deren Recht ein auf körperliche Unversehrtheit. Also
schweizerischer Kompromiss: Ungeimpfte bleiben nur da fern, wo die
Ansteckungsgefahr hoch ist: In Innenräumen ohne Abstand und bei Grossveranstaltungen.
Das ist Diskriminierung, sagen die Nicht-Impfenden. Sie
haben keine Ahnung von Diskriminierung. Diskriminiert werden kann man aufgrund
von etwas, das man selbst nicht ändern kann, zumindest nicht schnell, bei dem
man keine Wahl hat: Hautfarbe, Aussehen generell, Beeinträchtigungen, sexuelle Orientierung,
Geschlecht, Religion, Herkunft, sozialer Status, solche Dinge. Diskriminierung
hat mit Ausüben von Macht und Festhalten an Privilegien zu tun.
Nichts davon trifft hier zu, im Gegenteil. Die Leute, die so
reden, fordern Privilegien ein. Sie wollen ihren Beitrag zum Allgemeinwohl und
der Bewältigung der Situation nicht leisten, nämlich impfen. Aber sie wollen
vom Beitrag der anderen profitieren, damit auch sie wieder ausgehen können. Sie
treffen eine Wahl für sich allein und wollen gratis auf die Fun-Bahn, die andere
bezahlt haben. Sie verwechseln Konsequenzen einer freien Entscheidung mit
Diskriminierung.
Das ist die Definition von Entitlement. Get over it, Leute!